08/08/2024 0 Kommentare
Besuch bei Freunden am anderen Ende der Welt, in West-Papua
Besuch bei Freunden am anderen Ende der Welt, in West-Papua
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Besuch bei Freunden am anderen Ende der Welt, in West-Papua

Vom 5.-21. April 2024 haben wir, Eva und Christoph Frigge sowie Petra Soika-Bracht und Thomas Bracht, unsere Partnergemeinden und Kirchenkreise in der GKI-TP (Gereja Kristen Injili Di Tanah Papua) besucht. Die Partnerschaft des Kirchenkreises Schwelm mit West-Papua geht zurück auf die langjährigen Aufenthalte von Siegfried Zöllner und Klaus Reuter, die danach beide Pfarrer in Schwelm gewesen sind, als Missionare in den 60er und 70er Jahren im Hochland von West-Papua. Mittlerweile gibt es durch Aufspaltungen in West-Papua sechs Partnerkirchenkreise: Baliem Yalimo, Yalimo Elelim, Yalimo Angguruk, Baliem Selatan, Mamberamo und Apawer.
Die Verbundenheit mit Deutschland ist überall sehr spürbar, besonders im Hochland und am Mamberano. Häuser werden in Deutschlandfarben gestrichen und die traditionellen Transportnetze – Noken genannt – sieht man oft in schwarz-rot-gold.

Unsere Reise war auch eine Abschiedstour von Pfr. Thomas Bracht, unserem langjährigen Koordinator der Partnerschaft, der zuvor bereits fünfmal in West-Papua gewesen war und der im August in den Ruhestand geht. Wie es dann mit der Partnerschaftsarbeit weitergeht, ist in Zeiten geringer werdender Mittel leider noch nicht klar. Das mussten wir auch während der Reise mehrmals ansprechen.
Begleitet wurden wir in den zwei Wochen von Natan Pahabol, dem Partnerschafts-Koordinator vor Ort, Donaltus Rumbesu, Mitarbeiter in der Ökumene-Abteilung der GKI-TP und unser Übersetzer und einigen weiteren Mitgliedern von GKI-TP und VEM. Alle haben sich unendlich viel Zeit für uns genommen und uns perfekt unterstützt. An dieser Stelle noch einmal einen ganz herzlichen Dank dafür!
Die Partnerschaft ruht auf drei Säulen, wie Thomas Bracht in Papua immer wieder betont hat:
- Wir denken aneinander und beten füreinander, z.B. am jährlichen Partnerschaftssonntag
- Wir besuchen einander, z.B. auch im Rahmen von Jugendaustauschen
- Unsere „Stiftung für Ausbildung in Papua“ vergibt Stipendien für Studenten in Papua und finanziert die Ausbildung lokaler Hilfslehrer, Evangelisten (Hilfspredigern für Dörfer, die keinen Pfarrer haben) und informelle Ausbildungsprogramme.
Am beeindruckendsten war für uns während der ganzen Reise, mit welcher Freundlichkeit und Warmherzigkeit wir überall aufgenommen wurden. Die Menschen haben sich ehrlich und herzlich gefreut, dass wir da waren, dass wir vom anderen Ende der Welt kommen und uns für sie interessieren. Wir haben im Verlauf der zwei Wochen Tausende Hände geschüttelt und ebenso viele wildfremde Menschen umarmt. Jeder wollte Fotos mit uns machen, Selfies und Gruppenfotos in allen möglichen Kombinationen. Überall wurden wir von vielen Menschen teils mit Gesang und Tanz begrüßt und mit Federkronen, Noken, typischen Batikstoffen oder Ketten beschenkt.

Unsere erste Station in den Partnerkirchenkreisen war Angguruk im Hochland. Man kann das Dorf nur mit kleinen Flugzeugen erreichen, und auch nur, wenn keine Wolken stören. Wir haben uns dort mit der Kirchenkreisleitung, den Evangelisten und Hilfslehrern getroffen.

Auch Krankenstation und Schulen haben wir besucht. Die Klinik ist in staatlicher Verwaltung, aber in einem recht desolaten Zustand. Es gibt kaum Medikamente und die wenigen vorhandenen können mangels Elektrizität nicht gekühlt werden.

Das Problem der Schulen ist, dass die staatlichen Lehrer wenig Interesse haben, in abgelegene Orte im Hochland zu gehen, und dass sie oft nur Indonesisch und nicht die lokale Sprache, hier Yali, sprechen. Das bedeutet: Die Kinder der ersten Klasse bekommen Unterricht in einer fremden Sprache und verstehen erst mal nichts! Hier kann unser Hilfslehrerprogramm unterstützen. Die sogenannten „guru bantu lokal“ unterstützen die staatlichen Lehrer oder ersetzen sie ggf. auch. Sie können einen Basis-Unterricht in der lokalen Sprache abhalten und betreuen Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene. Wie gut und erfolgreich dieser Unterricht ist, ist zwar schwer zu beurteilen, die Kinder sind aber sehr engagiert und es scheint ihnen bewusst zu sein, dass Schule die Voraussetzung für persönliche Entwicklung, Bildung und ein sorgenfreieres Leben ist. Wir denken auch, dass darüber hinaus Bildung Grundvoraussetzung für politische Teilhabe und Demokratie ist.

Anfang des Jahres hat es in Angguruk einen Erdrutsch gegeben. Als kleinen Beitrag dazu, die Hänge zu befestigen, durften wir zwei Bäume pflanzen.

Wamena, unsere nächste Station, ist eine Distrikts- und seit kurzem sogar eine Provinzhauptstadt (der neugebildeten Provinz "Papua Pengungngan") im Hochland, auch wenn die Einwohnerzahl nur etwas höher liegt als die von Sprockhövel. Dort haben wir uns mit den Leitungen der Kirchenkreise Baliem Yalimo und Baliem Selatan getroffen.
Am 21. April hat Thomas Bracht die Predigt im zweiten Gottesdienst in der Bethlehem-Kirche in Wamena vor mehr als 600 Besuchern (!) gehalten.

Zurück an der Küste haben wir das schwimmende Dorf Yoboi auf dem Sentanisee besucht. Thomas Bracht hat dort vor vielen Jahren seinen ersten Gottesdienst in Papua gehalten.
Anschließend ging es dann für zwei Tage nach Kasonaweja, Burmeso und Trimuris am Mamberamo, einem weitgehend unberührten Urwaldfluss, etwa so breit wie der Rhein. Wir wurden in Kasonaweja wieder von der Kirchenkreisleitung empfangen. Inzwischen hatten wir alle vier Routine darin, uns in einem Indonesisch-Englisch-Gemisch vorzustellen.

Die Gemeinde in Burmeso hatte zu unserer Begrüßung ein großes Plakat mit einem Bild von uns drucken lassen, wieder ein Beispiel für die Mühe, die man sich für uns gemacht hat! Wir haben in Burmeso auch einige prächtige Gebäude der staatlichen Lokalverwaltung besichtigt – weitab von den Menschen, mitten im Urwald und alle komplett leer und schon recht heruntergekommen. Mit dem Geld hätte man besser Schulen und Krankenhäuser gebaut!

Auch in Trimuris wurden wir aufwendig begrüßt, mit traditionellem Tanz, Federkronen und Betelnuss-Ketten. Dort hatte Thomas Bracht vor 18 Jahren über 40 Kinder getauft, einige davon waren jetzt auch als Erwachsene da und freuten sich über das Wiedersehen. Wir wurden während der gesamten Reise oft spontan eingeladen. Immer gab es weitere interessante Gäste, reichhaltiges Essen und Gelegenheit zu guten Gesprächen über die schwierige politische Situation in Papua. Wir waren immer wieder begeistert über so viel spontane Herzlichkeit und Gastfreundschaft.

Es gibt in Papua große Unterschiede zwischen den Gemeinden. Es gibt sehr reiche Gemeinden wie z.B. die Bethlehem-Gemeinde in Wamena, aber auch arme Gemeinden wie im Hochland. Die Kirchen finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Generell ist in West-Papua das Vertrauen gegenüber der indonesischen Regierung nicht groß. Die Kirchen genießen demgegenüber ein sehr großes Vertrauen und Ansehen. Dort wo der Staat seine Pflichten nicht erfüllt, springen die Kirchen ein. Wir unterstützen dies im Rahmen der Partnerschaft. Darüber hinaus wird auch die Aufmerksamkeit für Papua und unsere Verbundenheit mit den Menschen dort als wertvoll wahrgenommen.
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